Unsere Schlösser
Der Markt Schmidmühlen hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, die sicher auch von Tiefen, aber vor allem auch durch wirtschaftliche und kulturelle Glanzeiten geprägt ist. Diese Geschichte spiegelt sich heute noch in den vielen, teilweise sehr imposanten Häusern und Anwesen wieder. Quasi ein magisches Dreieck im Ortskern bilden die drei Schlösser: das Obere Schloss, das Hammerschloss und das Zieglerschloss. Bereits die erste urkundlichen Nennung im Jahre 1010 zeugt von wirtschaftlicher Emsigkeit. Doch auch im Ortsteil Winbuch steht noch heute ein Schloss.
Das Hammerschloss (Unteres Schloss) mit Schloss-Stadl
Das Untere Schloss Schmidmühlen ist eines von drei Schlössern in Schmidmühlen im Landkreis Amberg-Sulzbach in Bayern. Das Schloss wurde um 1700 als Hammerschloss erbaut. Es zeugt von der Vergangenheit Schmidmühlens als Zentrum der Oberpfälzer Eisenindustrie und ist unter der Aktennummer D-3-71-148-6 als Baudenkmal verzeichnet. „Archäologische Befunde und Funde im Bereich des Unteren Schlosses von Schmidmühlen, darunter die Spuren von Vorgängerbauten des Hammerherrensitzes und des zugehörigen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Eisenhammers“ werden zudem als Bodendenkmal unter der Aktennummer D-3-6737-0059 geführt.
1326 war dort eines der bedeutendsten Hammerwerke der Oberpfalz. 1427 musste sich der Hammermeister Hans Perndl verpflichten, zwei Tore des umfriedeten Gutes „zu rechten weill und zeiten offen lassen“. Eines dieser Tore besteht noch als Tordurchfahrt beim Haus Hammerstraße 13. Unter dem aus Regensburg stammenden Bürgergeschlecht der Altmanns erlebte das Werk einen Aufschwung (1465–1556). Sie erwarben auch das Gelände südlich der Lauterach zur Lagerung von Holzkohle; die Flurnamen Hammerwiese und Kohlstadel zeugen von dieser Verwendung. 1530 kauften sie auch noch die Hofmark Pilsheim, um das dortige Erzvorkommen nutzen zu können.
1566 ging das Hammergut in den Besitz des Eisengroßhändlers Leonhard Vogel aus Regensburg über, der 1562 einen Blechhammer neu erbaut hatte. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel wurden 1622 die Schulden an den Regensburger Eisenhändler Schwarz und den Amberger Bürger Kohler als existenzbedrohend angesehen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Hammer von den Schweden geplündert und es kam zu einem Gantprozess. 1666 kaufte Johann Adam von Senglau das Hammergut und gründete unterhalb des Werks 1668 eine Papiermühle. Seine Nachfolger waren die Fischbach (1680–1784), die das Werk wieder in die Höhe bringen konnten. Sie errichteten 1700 das barocke Hammerschloss. Nach dem Niedergang des Eisengewerbes zwischen 1804 und 1817 kaufte Franz Wilhelm von Frank, der auch Besitzer des Hammerwerkes Vilswörth war, den Eisenhammer. Dieser wurde in eine Spiegelschleife und 1909 in ein heute noch bestehendes Sägewerk umgewandelt. Heute betreibt das Wasserrad des Polierwerks eine Kleinwasserkraftanlage.
Im Kern noch spätgotisch, sind die Architektur des Schlosses und seine Ausstattung vom italienischen Barock geprägt. Der Bauherr Johann Hector von Vischbach, durch seinen Aufenthalt während der Türkenkriege am Wiener Hof mit den neuesten Strömungen der Baukunst der Zeit in Berührung gekommen, ließ sich ein Schloss nach dem Vorbild italienischer Adelspaläste erbauen. Berühmtestes Beispiel für diesen Schlosstypus ist der Mittelbau von Schloss Nymphenburg in München. Durch phantasievolle Stuckdecken von italienischen Künstlern und Fresken von Hans Georg Asam, dem Vater der Gebrüder Asam, wurde das Schmidmühlener Hammerschloss eines der wichtigsten Bauwerke im Landkreis.
Rathaus (Oberes Schloss)
Das Rathaus (Oberes Schloss) in Schmidmühlen
von Josef Popp
Der Markt Schmidmühlen hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, die sicher auch von Tiefen, aber vor allem auch durch wirtschaftliche und kulturelle Glanzeiten geprägt ist. Diese Geschichte spiegelt sich heute noch in den vielen, teilweise sehr imposanten Häusern und Anwesen wieder. Quasi ein magisches Dreieck im Ortskern bilden die drei Schlösser: das Obere Schloss, das Hammerschloss und das Zieglerschloss. Bereits die erste urkundlichen Nennung im Jahre 1010 zeugt von wirtschaftlicher Emsigkeit. Schmidmühlen war um 1000 nach Christus im Besitz der Marktgrafschaft von Hohenburg. 1010 wird von einer Ladestätte (Anlegestelle für Schiffe) am Fluss „Vilsia ge smidimulni“ berichtet. Der Name lässt den sicheren Schluss zu, dass hier eine Schmiedemühle stand. Bereits zu dieser Zeit war Schmidmühlen an ein weitverzweigtesHandelsstraßennetz angebunden. Immerhin führte die wichtige Bayerische Eisenstraße durch Schmidmühlen und somit am Hafen vorbei. Dieser durchaus große wirtschaftliche Aufschwung im frühen Mittelalter ließ es so manchen rührigen Handwerker, aber auch den Ort, zu Reichtum bringen. Das Marktwappen mit Mühlrad und Hammer erschien erstmals 1311 als Schildbild des Reimbot von Schmidmühlen, einem der Besitzer des Oberen Schlosses. 1270 wurde Schmidmühlen zum Markt und gleichzeitig zum Amt erhoben. Ein wirtschaftlich derart bedeutender Ort musste natürlich auch geschützt und verwaltet werden. Auf diese Begebenheitdürfte wohl die Gründung und Erbauung des Oberen Schlosses zurückzuführen sein. Das gesamte zweite Obergeschoß gehört durch seine Ausstattung zu den interessantesten Resten der Deutschen Renaissance in Bayern (Fachwerkscheidewände, bemalte Balkendecken, Wandmalereien). In Schmidmühlen gab es früher zwei Adelssitze: einer befand sich im Hammerherrenschloss, der zweite im Oberen Schloss. Dies hatte zur Folge, dass es über Jahrhunderte viele Adelige gab, die auch in der Ortschaft, vor allem in der Pfarrkirche und in derFriedhofkirche ihre letzte Ruhestätte fanden. Ursprünglich befand sich an der jetzigen Stelle des Oberen Schlosses eine Wasserburg. Auf der Burg selbst saßen bis 1270 Ministeriale der Hohenburger Grafen, dann wurde sie wittelbachisch. Etwa um 1353 erfolgte durch den letzten Schmidmühlner (Karl von Schmidmühlen) entweder ein Neubau oder eine umfangreiche Neugestaltung. Das heutige Schloss ist um 1600 durch Hans Jakob Hausner von Winbuch erbaut worden. In diesem Schloss befand sich auch im Erdgeschoß eine kleine Kapelle, die jedoch bereits vor langer Zeit zugeschüttet und zugemauert wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wechselten immer wieder die Besitzer. Bei einer wissenschaftlichen Erfassung um 1900 war das obere Schloss unbewohnt. Es diente, so der Bericht, seit vielen Jahrzehnten zur Aufbewahrung von Hopfen und Getreide. 1919 verkaufte es Josef Rubenbauer an einen Nürnberger Architekten mit Namen Jakober, der es wieder gründlich renovierte und bewohnbar machte. Im Jahre 1937 ging es in den Besitz der Marktgemeinde Schmidmühlen über. Das Schloss wurde anschließend als Rathaus verwendet. Während des Zweiten Weltkrieges und danach hatte das Obere Schloss unter derEinquartierungen durch die Besatzungsstreitkräfte schwer gelitten.So wurde im zweiten Stock ein wertvoller Keramikofen zerstört. In dieser Zeit des 2. Weltkrieges war auch der Kindergarten und von 1947 bis 1960 zwei Klassen der Volksschule im Schloss untergebracht. Von 1977 bis 1980 erfolgte eine gründliche Restaurierung, bei der nicht nur das Schloss selbst, sondern auch der Schlossgarten sein Gesicht veränderte. Seit der Nachkriegszeit dientdas Schloss dem Markt Schmidmühlen als repräsentatives Rathaus. Im Oberen Schloss ist oben im Turm ein runder, mit Blumen und Rosetten bemalter Plafond, der von einer zierlichen Holzsäule gestützt wird. Das gesamte zweite Obergeschoß gehört durch seine Ausstattung zu den interessantesten Resten der deutschen Renaissance. Was zwei Jahrzehnte früher in dem herzoglichen Schloss Trausnitz in Landshut in umfangreichen Maße auf dem Gebiet der profanen Wandmalerei geleistet wurde, wiederholt sich im Oberen Schloss im kleinen.
Die Besitzer
- 1142 - 1147: widerrechtliche Besetzung durch den Regensburger Burggrafen Otto Boliz und seine Söhne
- 1166 - 1170: Ernst von Schmidmühlen
- 1179 - 1191: Reginbot von Schmidmühlen
- 1242: Reimboto von Schmidmühlen
- 1263: Otto von Schmidmühlen
- 1270 - 1284: Eberhard von Schmidmühlen - Jakobäa von Sinzenhofen, Eltern des Abtes Albert von Emmeram zu Regensburg
- 1328 - 1348: Karl und Hugo von Schmidmühlen, Brüder des Abtes
- 1352 - 1356: Karl von Schmidmühlen, Sohn des vorstehenden Karls
- 1363: Ulrich und Hans Ettenstetter, Brüder
- 1367: Ulrich Wolf von Nabburg, Richter zu Rieden
- 1407: Georg Ettenstetter
- 1463: Lienhard Haug
- 1514 - 1532: Heinrich Alberger, Vinzenz von Würzburg
- 1546 - 1551: Wilhelm Hausner von Winbuch
- 1552 - 1555: Mathäus Hausner von Winbuch
- 1595 - 1614: Georg Hausner von Winbuch, Pfleger zu Regenstauf, Erbauer des jetzigen Schlosses
- 1614 - 1655: Hans Jakob, Ludwig und Bartholome Hausner von Winbuch (Brüder, gemeinsamer Besitz)
- 1655: Christoph von Kürmreuth
- 1676 - 1720: Wilhelm Franz Freiherr von Spiering, Herr von Fronberg, auch von Bergheim, kurfürstlicher Rat, Kämmerer
- 1720: Carl Wilhelm Freiherr von Spiering
- 1746 - 1767: Carl Lorenz Wilhelm Freiherr von Spiering
- 1775 - 1777: Maximilian Karl Freiherr von Spiering
- 1777 - 1803: Adeliges Damenstift Niedermünster zu Regensburg
- 1829: Michael Schmid, Rösslwirt und Posthalter
- 1866: Isidor Rubenbauer, Rösslwirt und Posthalter Josef Rubenbauer
- 1919: Architekt Jakober Baron von Clanner Engelzhofen aus Prag
- 1923: Ferdinand Eichenseer
- 1937: Markt Schmidmühlen
Schloss Winbuch
von Josef Popp
Die Geschichte der einstmals selbstständigen Gemeinde Winbuch lässt sich bis in das Jahr 1147 zurückverfolgen. Der Ort mit seinem kleinem Landschloss und der dazugehörigen Schlosskapelle hatte seinen eigenen Adelssitz; es waren zu Beginn der Winbuchner Geschichtsschreibung hohenburgische Ministerialien. Der erste urkundlich nachweisbare Adelige war 1147 Lantfried de „Windebuch“, ihm folgte (sein Sohn) Lantfried von Windebuch und 1185 Wolfrat von Windebuch. Im Jahr 1185 hatte sich der Ortsname schon geändert: einer der Adeligen, der auf dem Schloss saß war Wolfram von Windbuch. 1335 verkaufte Otter der Winbucher seinen Edelsitz zu Winbuch an die reichen Amberger Bürger Allhart und Gebhart mit allem „Zugehör“ an Holz, Wiesen, Baumgarten und das Jungholz, das ein Lehen von Kaiser Ludwig den Bayern war, um 16 Pfund Regensburger Pfennige. Auch die Paulsdorfer hatten ein eigenes Gut in Winbuch, das Osanna Paulsdorfer, „des alten Cunrad Paulsdorfer Tochter“, 1361 dem Kloster Endsorf für einen Jahrtag verkaufte. Nach dem Geschlecht der Winbuchner kam Winbuch an das uralte weit verzweige Geschlecht der Hausner, in deren Besitz Winbuch nahezu vierhundert Jahre blieb. Über den Ort Winbuch lässt sich wenig aus früherer Zeit urkundlich nachweisen und berichten, weil die einschlägigen schriftlichen Dokumente aus der Pfarr-Registratur zu Vilshofen in das Klosterarchiv Ensdorf gebracht und von diesem in das Staatsarchiv nach Mücnehn abgeführt wurden. 1538 lutherisch geworden. Winbuch ist im Jahre 1538zur lutherischen Religion übergegangen, wurde aber im Jahre 1622 wieder katholisch. In dieser Zeit errichtete man einen eigenen Gottesacker, der aber nicht länger benützt wurde als bis zur Aufhebung des Luthertums. Der Gottesacker lag im Süden der Kirche und war mit einer starken Mauer umgeben. Später diente er dem Schullehrer als Garten. Im Jahre 1622 regierte zu Winbuch die Pest, so dass bis auf „etliche Personen“ der ganze Ort ausgestorben war. Zu dieser Zeit beerdigten die Winbuchner ihre Toten auf dem Friedhof in Vilshofen – kirchlich gehörte Winbuch wie auch ein Teil Schmidmühlen zur Pfarrei Vilshofen -, wegen der Pestkrankheit aber verweigerten die Vilshofener die Durchfahrt durch das Pfarramt. Die Winbuchner mussten sich einen anderen Weg zum Friedhof suchen. Sie durften auch nicht ihre Pesttoten durch das Haupttor tragen, sondern „sie mussten sich gegen Westen selbst eine kleine Thür durch die Mauaer einbrechen lassen, weil der Gottesacker, die drey Kirchen , der Pfarrhof und das Schulhaus mit einer sehr starken und hohen Mauer umgeben ist.“
Im Jahre 1845 beschrieb der damalige Schulprovisor Georg Hummel in einer historisch-topographischen Schilderung die „Hofmark Winbuch in der Oberpfalz und von Regensburg“:
„Dorf und Hofmark mit einem Patrimonialgericht. (Gutsherrengerichtsbarkeit) gehörte bis zum Jahre 1806 zur Pfalz Neuburg; gehört gegenwärtig zur königlich bayerischen Regierung der Oberpfalz von Regensburg, zum königlichen Landgericht, Rentamte und Steuerdistrikt Burglengenfeld, der Diözese Regensburg, dem Dechanate Regenstauf, der Pfarrei Vilshofen. Winbuch hat eine Nebenkirche. Das Begräbnis der Verstorbenen aus der Gemeinde Winbuch ist im Gottesacker zu Vilshofen.“
Das Schloss Winbuch selbst liegt mitten im Ort. Zum Schloss gehörte damals ein zweistöckiges Ökonomiegebäude, ein Jägerhaus und ein Hofraum. Das Schloss und alle anderen Gebäude waren mit einer starken Mauer umgeben. In seinem Bericht beschrieb der Schulprovisor 1845 das Schloss Winbuch wie folgt:
„Das Schloß Winbuch, liegt gegen Osten, ist zwey Stöckig, hat in einem Stocke 8 Fenster in der Länge, und 3 in der Breite, wobei jedes 4 ½ Fuß hoch und 3 ½ Fuß weit ist. In der Länge zählt es 76 ½ Schuh, in der Breite 54 und in der Höhe 30 Schuh. Es ist noch ein zwey Stöckiges Oekonomiegebäude, eine Scheune und ein Jägerhaus vorhanden, der Hofraum und die Nebengebäude machen 72 Deci (1 Deci=34,07qm). Gegen Westen vom Schloße ist ein Acker der 31 Deci hat und früher ein Obst und Wurzgarten war. Das Schloß und die übrigen Gebäude sind rings mit einer starken Mauer umgeben. Nächst am Schloßgarten gegen Osten befindet sich ein Wurzgarten der 66 Deci und gleich daneben ein Obstgarten, der 7 Tagwerk und 24 Deci(= Gesamtfläche: 25010 qm) in sich hat.... In diesem Garten staden über 2000 Stück Obstbäume von allen Sorten, die in dieser Umgebung gerne tragbar sind“.
Diese aus dem Jahre 1845 stammende Beschreibung zeigt, wie groß das Gut Winbuch war. Alleine die Tatsache, dass es einen Obstgarten mit über 2000 Obstbäumen gab, ist schon bemerkenswert. Zum Schloss gehört auch eine kleine Schlosskapelle, heute eine Filialkirche der Pfarrei Schmidmühlen. Sie ist dem Hl. Bartholomäus geweiht. 1795 wurde eine gründliche Renovierung vorgenommen.
Der Predigtstuhl, der sich an der nördlichen Seite befindet, wurde im Jahre 1837 renoviert.
In der Kirche befindet sich ein Grabstein aus Marmor mit dem Wappen der Hausner und folgender Aufschrift: „Hier ruhen die Gebeine Deß Weyland Hochwol Edel gebohrnen Herrn Johann JoachimHaußners von und zu Winbuch, welcher daselbst geohren den 24. Avo des 1622 jahrs, aus den Uhralten Häusern deren von Hausen und deren von Mendelshofen Dessen Geschlecht sich vor 600 Jahren schon in Teutschland auf Ritterliche Weise bekandt gemacht und seit 300 Jahren die Hoffmark Winbuch bewohnet hat, nun alda mit Ihme seines Nahmens und Endtschaft erreichet den 30 Ibris des 1697 Jahr im 76. Seines Alters, Nicht ohne grosse bekümmernuß seiner aus Erster Ehe von Fr. Claren Rümlin von Zant hinterlassenen Töchtern, als nemlich Frau va Teuflin von Pürkensee, und Frau Maria Magdalene von Seide., welchem auf diesem Stein denen Sterblichen dieses zum Exempel hinterlasse der zeitlichen Vergänglichkeit worauff du lieber Leser dem seelig Verstorbenen wollest enwünschte die ewige Vollkommenheit.“ (Avo= August; Ibris kommt aus dem Französichen und heißt in etwa, den 10. Teil des Jahres, also Oktober)
Ruhmreicher Besitzer
Als einer der „Ruhmreichen“ Besitzer der Hofmark Winbuch gilt Georg Freiherr von Aretin, geboren am 29. März 1771 in Ingolstadt. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder studierte er in Heidelberg. 1793 erhielt er die Stelle eines Rentdeputationsrates in Neunburg. 1796 wurde er Hofkammerrat und Straßendirektor in den Herzogtümern der Oberpfalz, Sulzbach und Amberg. Nach seiner Beförderung 1799 zum Direktor der 4. Deputation zeichnete er verantwortlich für Forst-, Bau- und Kulturangelegenheiten. Ab 1802 war er Mitglied der zur Verbesserung des Steuerwesens in Amberg niedergesetzten Kommission. 1806 wurde er Wasserdirektor in Tirol und 1808 zum Generalkommissär des Eisacktales befördert. Bei der im Frühjahr 1809 ausgebrochenen Insurrektion wurde er mit anderen bayerischen Staatsbeamten nach Klagenfurt und von da nach Fünfkirchen deportiert und endlich zu Pressburg gegen den bekannten Freiherrn von Lebzelten ausgetauscht. Im Jahre 1813 und 1816 erfolgte die Ernennung zum Inspektor der Landwehr und Regenkreis. Seit dieser Zeit widmete er sich ausschließlich den Künsten, Wissenschaften und Landwirtschaft.
Winbuch und Greining wurden 1962 in die Pfarrei Schmidmühlen umgegliedert. Unter dem letzten Bürgermeister Johann Feuerer erfolgte am 1. Juli 1972 die Eingemeindung nach Schmidmühlen. Galching wurde am 1.1.1974 eingemeindet.
Die Besitzer und Adelsleute der Hofmark Winbuch:
- 1147: Lantfried de „Windebuch“
- 1184: Lantfried de „Windebuch“
- 1230: Hartleb und Ernst von Windbuch
- Friedrich von Windbuch
- Otto der Winbucher
- 1335: dessen Sohn Otto
- 1358: Chunrad meingotz
- 1382: Ulrich Hausner zu Winbuch
- 1411: Hans Hausner zu Winbuch
- 1456: Stefan Hausner zu Winbuch und Rieden
- 1482: Heinrich Hausner von Winbuch und Rieden (Richter in Ensdorf)
- 1552: Mattes und Peter Hausner zu Winbuch
- 1562: machten beide eine Erbteilung
- 1573: die minderjährigen Brüder Hans und Georg Hausner und ihre Vormünder Wolf Teufel von Pirkensee und Hans Oberstätter zu Dietldorf
- 1600: Georg Hausner
- 1614: Hans und Bartlmä Hausner
- 1632: Ludwig Bartlmä Hausner
- 1655: Hans Joachim Hausner
- 1699: Gotzfried Ludwig Seydel
- Johann Adam Teufel
- 1702: Konrad Thomas Rummel
- 1711: Hans Wolfgang von Teufel
- 1737: Siegfried Gottlieb Teufel
- 1786: Henriette Teufel
- um 1845: Georg Freiherr von Aretin
Zieglerschloss
von Josef Popp
Neben dem Oberen Schloss, dem Hammerschloss als früheren Adelssitze gibt es auch das Zieglerschloss, das jüngste unter den drei Schlössern in Schmidmühlen. Es wurde 1757 nach dem Vorbild eines französischen Landschlösschens erbaut. Das Zieglerschloss – und damit unterscheidet es sich von allen anderen Schlössern in der Gemeinde Schmidmühlen – war kein Adelssitz.
Erbaut wurde es von Johann Georg Felsner, der am 17. Dezember 1727 als viertes von sechs Kindern geboren wurde. Zu dieser Zeit war Schmidmühlen ein blühender Ort. An einer Wasserstraße mit einem eigenen Binnenhafen gelegen sowie als Kreuzungspunkt wichtiger Handelsstraßen hatte der Ort eine für die damalige Zeit herausragende Bedeutung. Vor allem der Hopfenanbau, das Hammerwerk, Zolleinnahmen und viele kleine und mittlere Handwerksbetriebe sorgten über Jahrhunderte hinweg für einen relativen Wohlstand. Zu dieser Zeit hatte der Markt auch eine eigene Ziegelei, die sich im Bereich des heutigen Zieglerschlosses befand.
Mit dem Zieglerschloss selbst untrennbar verbunden ist der Erbauer, Johann Georg Felnser. Mit seinem Lebenswandel und dem Bau des Zieglerschlossesschrieb er Zeitgeschichte. Die Familie Felsner stammte aus Kastl. Der Ziegler Johann Felsner siedelte im Jahr 1668 von Kastlnach Schmidmühlen. Der Grund hierfür war seine Verheiratung mit der Schmidmühlner Bierbrauerstochter Anna Johann Kolb. Er starb 1718. Sein Sohn Balthasar (als viertes von acht Kindern 1697 geboren) vermählte sich mit der Bürgerstochter Elisabeth Riedhammer. Dieser Ehe entspross Johann Georg, der spätere Erbauer des Schlosses. Taufpate war der Papiermachter Georg Mittelstraßer von den Vischbachschen Papiermühle.
Die Ziegelei in Schmidmühlen war ursprünglich im gemeindeeigenen Besitz. 1687 verkaufte sie der Markt an Lorenz Hammer von Velburg. Von diesem erwarb 1692 der aus Kastl zugezogene Felsner den Besitz, zu dem anscheinend noch kein Wohnhaus gehörte. Im Kaufbrief ist nämlich die Erlaubnis zum Bau eines solchen erwähnt. 1721 übertrug die Witwe Anna des Johann Felsners die Ziegelhütte mit „Zuhörungen“ ihrem Sohn Balthasar, dem Vater von Johann Georg. Wann der Besitz an diesen kam, war bisher nicht festzustellen.
Im Alter von 16 Jahren verließ Felsner sein heimatliches Schmidmühlen, durchwanderte halb Europa, vor allem aber Frankreich. Dort erlernte er die Kunst der Schnupftabakdosenfertigung. Diese Dosen waren seinerzeit ein für jedermann unentbehrliches Gerät. Im Jahre 1757, knapp 30-jährig kehrte er nach Schmidmühlen zurück, den Kopf voller Pläne und Ideen.
Im gleichen Jahr begann er mit dem Bau des „Zieglerschlosses“. Die reinen Baukosten beliefen sich auf 18 000 Gulden, eine für jene Zeit außerordentlich hohe Summe. Das Zieglerschloss war damals eine wahre Zierde, bis es von einem Großbrand weitgehend vernichtet wurde. Von dem Gebäude blieb nichts als das Mauerwerk stehen.
Im Schloss selbst wurden nie Tabakdosen gefertigt. Die Fabrik stand im Brunnlett. Hier beschäftigte Felsner anfangs etwa 50 Arbeiter, später etwa 20. Diese große Anzahl von Arbeitnehmern zeigt, wie bedeutend dieser Handwerksbetrieb damals war. Die Herstellung der Felsnerschen Tabakdosen geschah nach einer geheim gehaltenen Methode, die er aus Frankreich mit gebracht hatte. Dank seiner Tüchtigkeit und Vielseitigkeit entwickelte sich die Schmidmühlener Produktion zu einer beachtlichen Konkurrenz für seine französischen Lehrmeister. Das veranlasste einen von diesen, Felsner eine Kiste zukommen zu lassen. Nichts Gutes ahnend ließ er die Sendung durch einen Schlosser am Boden öffnen. Und das war gut, denn sie enthielt mehrere geladene Pistolen, die sich beim Öffnen des Deckels entladen hätten.
Für das Schloss selbst kam es am 26. November des Jahres 1896 zu einer Katastrophe: Es wurde von einem Großbrand heimgesucht. Da das Schloss nach alten Erzählungen an allen Ecken und Enden brannte, vermutete man Brandstiftung. Die Entstehung des Brandes konnte selbst durch polizeiliche Ermittlungen nie geklärt werden. Der Bayerische Volksbote berichtete in seiner Ausgabe vom 3. Dezember 1896: „Am 26. des letzten Monats morgens um 5 ½ ist dieses Schloss, eine Zierde des Marktes, ein Raub der Flammen geworden. Dasselbe brannte fast zur gleichen Zeit an allen Ecken und Enden, was die Vermutung einer Brandstiftung großen Raum lässt. Von dem schönen Gebäude blieb nichts mehr stehen als das Mauerwerk.“ Der Feuerschein selbst war weit bis in das Lauterachtal hinauf zu sehen.
Doch zurück zu Johann Georg Felsner. Sein Leben, Wohnen und Schaffen in Schmidmühlen war geprägt von einer tiefen Feindschaft zwischen ihm und der Marktgemeinde. Diese eröffnete eine Reihe von Prozessen gegen ihn, seinen Bau und sein Unternehmen. 1796 bereits sprach ein Landgerichtsurteil das Verbot aus, die Schwindgruben seines Neubaus zu benutzen, so dass dieser unbewohnbar wurde. Fortan wohnte er im Brunnlett (Haus Nr. 88) Johann Georg Felsner heiratete zweimal:1779 ehelichte er die Bäckerstochter Maria Regina Riedhammer (sie starb 1783 im Kindbett), zehn Jahre nach deren Tod am 23. Juli 1793 Margareta Weigl. Doch das Familienglück war nur von sehr kurzer Dauer. Wenige Wochen später verstarb Johann Georg Felsner am 7. September 1793 im Alter von 66 Jahren.
Von seinem einst ansehnlichen Vermögen war nichts mehr vorhanden. Das Zieglerschloss mit Ziegelhütte und Ziegelofen erwarb Felsners Schwager Leonhard Hofmann. Die Mittel dazu dürfte Felsners Besitznachfolger wohl dadurch gewonnen haben, dass er das wohl gehütete Betriebsgeheimnis 1794 an einen Lederfabrikanten Fleischmannaus Amberg verkaufte, der die Fabrikation dorthin verlegte und etwa 20 Jahre lang jährlich etwa 24 000 Tabakdosenmit großem Gewinn verkaufte. Mit diesem Verkauf endet auch die Ära der Familie Felsner und die der Gewinn bringenden Schnupftabakdosenfabrikation in Schmidmühlen. Das Zieglerschloss selbst befindet sich seit mittlerweile vier Generationen im privaten Familienbesitz.