Heimatmuseum
Fotos von Josef Popp mit freundlicher Genehmigung.
Klein aber fein - das Heimatmuseum in Schmidmühlen
Ein Stück Schmidmühlener Zeitgeschichte lädt zu einem Besuch ein.
Besucht man einmal Schmidmühlen am Zusammenfluss von Vils- und Lauterach, gehört neben einem Gang durch den Ort mit seinen drei Schlössern, dem Zieglerschloss, dem Oberen Schloss und dem Hammerschloss, auch ein Besuch des kleines Heimatmuseums im Rathaus unbedingt zur Pflichtlektüre, um den Ort näher kennen zu lernen.
Für den Kenner und Heimatfreund sind die Ackerbürgerhäuser im Marktkern mit ihren breiten Hopfenböden ebenso sehenswert, wie der idyllisch durch den Markt verlaufende Lauteracharm, der nicht nur vom Schmidmühlener Heimatmaler Friedbert Bruckmüller als "Klein Venedig" bezeichnet wird.
Fachwerkerker findet der aufmerksame Wanderer im Ort, ebenso wie Altanen und Steintafeln, die entweder an das Baujahr des Hauses oder den Hochwasserstand des Jahres 1909 erinnern, als der Ort von einer der wohl schlimmsten Hochwasserkatastrophen heimgesucht wurde. Auch der alljährliche Bittgang zum Habsberg ist aller Wahrscheinlichkeit auf ein Unwetter im Jahre 1784 zurückzuführen.
Will man jedoch mehr über den Ort und seine Bewohner, Bürgerschaft und Handwerk erfahren, geht man dazu einfach ins Obere Schloß.
Tür an Tür liegen Rittersaal und die heimatkundlichen Räumlichkeiten mit Exponaten, die typisch für Schmidmühlen und seine Bürgerschaft sind. Das zweite Obergeschoß gehört vor allem durch seine Ausstattung an Malereien zu den interessantesten Resten deutscher Rennaissance in Bayern. Was zwei Jahrzehnte früher in dem herzoglichen Schloss Trausnitz in Landshut in umfangreichen Maße auf dem Gebiet der profanen Wandmalerei geleistet wurde, wiederholt sich in diesem bescheidenen oberpfälzischen Landschlösschen der Hausner im kleinen mit der Darstellung der vier Jahreszeiten und der göttlichen Tugenden.
Utensilien früherer Berufe
Insgesamt 94 Hausnamen und Berufsbezeichnungen hat Heimatchronist Franz Xaver Eichenseer in seinen handschriftlichen Aufzeichnungen aufgeführt, die an längst ausgestorbene Tätigkeiten erinnern.
Viele davon kennt man nur noch vom Hörensagen, Berufsbezeichnungen wie Abdecker, Besenbinder, Eisenbändler, Huterer, Leierer, Mulzer, Nagelschmied, Rentbote, Soderer, Wagner, und Glasschleifer sind einige dieser Berufe , die von Altvorderen ausgeübt wurden. Viele ihrer Handwerksutensilien sind von Bürgern des Marktes dem kleinen Heimatmuseum unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden. Betrachtet man nur einmal das ausgestellte Zimmermannswerkzeug, wie Klammer, Nutnobel, Hackmesser, hölzerne Schraubzwingen, Hohlmesser, Äxte und Zirkel, so kann man sich nur wundern, mit welcher Geschicklichkeit die Handwerker vor mehr als 100 Jahren bei der Arbeit waren. Für heutige Verhältnisse fast undenkbar, mit welcher Genauigkeit damals Dachsparren gezapft und Pfetten geschnitten, und freitragende Dachkonstruktionen gesetzt wurden. An die bäuerliche Ausrichtung des Ortes in früheren Jahren erinnern Butterfass, Krauthobel, Flachsbrecher, Zuber und altes Zinngeschirr.
Eine Dienstbotenehrung aus dem Jahr 1914 mit Uhrkunde und Medaille gehört ebenso zu den Exponaten wie funktionstüchtige Spinnräder und Taufkleidchen. Schwere Truhen und bemalte Bauernschränke könnten sicherlich ein kleines Geschichtsbuch füllen. Getreideschäffel liegen auf einer alten Anrichte, eine Fasspresse erinnert an das Handwerk der Küffner. Selbst gebasteltes Kinderspielzeug ist hinter einer Glasvitrine aufgebaut, wie ein Berg von Geldscheinen im Millionenwert. Es ist Inflationsgeld aus den zwanziger Jahren, als ein Pfund Brot oft mehrere Millionen Mark kostete. Eine Zimmerhälfte ist den Volkstrachten gewidmet. Ein stolzer Bauer steht mit seinen Ziehharmonikastiefeln und seiner typisch Oberpfälzer Tracht mit silbernen Knopfreihen stumm neben einer Frau mit typisch gebundenen Kopftuch. Auf dem Tisch davor liegen Gebetbuch, silberne Rosenkränze und allerlei Utensilien damaliger Volksfrömmigkeit. Sterbebildchen erinnern an ehemalige Schmidmühlner, viele Bilder von Gefallenen und Vermissten stimmen nachdenklich. Selbstgestrickte Baumwollstrümpfe liegen in einer Ecke fein säuberlich gestapelt, Porzellanpfeifen aus Urgroßvaters Zeiten sind ebenso ein Blickfang, wie eine Geldkatze, ein Bauchgurt, in dem frührer die Geldstücke sicher verstaut waren.
Im Hergottswinkel hängen Heiligenbilder, stehen allerlei Engelfiguren und Kreuze, wie man sie früher in den Bäuern- und Bürgerhäusern im Ort gefunden hat. Ein Modell einer Glas- und Spiegelschleiferei, wie sie damals im Hammer, als auch in Emhof im Mühlhoferanwesen zu finden waren, zeugt von längst vergangener Handwerkskunst, als Glas aus Böhmen in unserer Region zu Spiegelglas geschliffen wurde. Im Flur findet der aufmerksamen Betrachter neben einer Feuerwehrpumpe die mechanischen Läutwerke der Kreuzberguhr und Jakobuskirche aus Emhof. Vereinsfahnen der Mauerer und Zimmerer, des Burschenvereins und der Freiwilligen Feuerwehr geben Zeugnis über ein blühendes gesellschaftliches Leben im 19. Jahrhundert. Die ersten Exponate des Heimatmuseums, wurden vom Heimat- und Volkstrachtenverein Schmidmühlen und seinen Mitgliedern Ende der sechziger Jahre zur Verfügung gestellt. Mit eigenen Beständen, die teilweise auf dem Dachboden eingelagert waren und weiteren großzügigen Spenden, wie auch von Franz Xaver Eichenseer, der im Jahre 1983 eine Vielzahl von Handwerksgegenständen kostenlos zur Verfügung stellte, konnte dieses kleine Heimatmuseum letztendlich aufgebaut werden. Heute ist Schmidmühlen stolz auf dieses Kleinod.