Hirtenromantik im Lauterachtal - Schafe als Landschaftspfleger - in Schmidmühlen früher Berufshirten

(von  Josef Popp)

 

Es gibt kaum einen zweiten Beruf, der nach Meinung der Deutschen so mit den Begriffen „romantisch“ oder auch „naturverbunden“ belegt ist wie der des Hirten oder Schäfers. Gäbe es die Weihnachtsgeschichte nicht, wäre dieser Beruf in Deutschland vielleicht längst in Vergessenheit geraten. Ein wettergegerbter Mann mit langem Mantel, Hut und Stab, inmitten einer Herde von weißen blökenden Schafen, dieses romantische Bild haben die meisten Menschen beim Stichwort Hirte vor Augen.

Dabei ist die Arbeit des Schäfers nur ein kleiner Ausschnitt des Hirtenwesens, das seit dem frühen Mittelalter das ländliche Leben ganz entscheidend mitgeprägt hat. Eine Herde mit Schafen, die durch einen Ort getrieben wird, erregt immer noch große Aufmerksamkeit und Bewunderung für den Hirten, der Hunderte Schafe sicher durch die Lande treibt.

Zugegeben – es war schon ein tolles Bild (der Begriff „romantisch“ traf da vollends zu), als für einen Tag lang die Schäferin Karina Viehbacher ihre 820 Schafe in Schmidmühlen hütete. Sie kam mit ihrer Herde über das Vilstal durch den Archenleitener Forst auf das Trockenrasengebiet an der Burglengenfelder Straße. Dieser war in früheren Zeiten der Hang, an dem die Kühe gehütet wurden. Aus dieser Zeit und Tradition heraus nennt man ihn in Schmidmühlen immer noch den „Kühberg“. Kühe hielten eben damals den Strauch- und Pflanzenbewuchs klein. Als dieser wertvolle Trockenrasen zu verbuschen drohte, blieben die Schafe für die Landschaftspflege die letzte Hoffnung.

Für viele Hänge sind die Schafherden die einzige Möglichkeit die typische Kulturlandschaft mit Trockenrasen im Vils- und Lauterachtal zu erhalten. Hier ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Schäfern, Gemeinden und Landschaftspflegeverbänden gefragt.

So dankte die Schäferin ausdrücklich Richard Lehmeier vom Landschaftspflegeverband für die gute Unterstützung.

Das Hirtenwesen war auch in Schmidmühlen von zentraler Bedeutung. Man hatte einen eigenen Hirten und sogar ein eigenes Hirtenhaus. Die Bezahlung war recht gering, zudem konnte dem Hirten in Schmidmühlen vierteljährlich gekündigt werden. Die Geschichte der Schmidmühlener Hirten ist recht gut dokumentiert. Erstmals konnte sich 1842 der Hirte Leonhardt Dobler ein eigenes Anwesen kaufen. Im 1857 wurde ihm gekündigt, weil der Magistrat nicht mit seiner Arbeit zufrieden war. Er klagte und gewann, weil der Magistrat sich nicht an die Kündigungsfrist hielt. Die Spur des letzten Gemeindehirten Andreas Fischer verliert sich im Jahr 1909. In dieser Zeit ging auch die Zeit der Berufshirten in der Gemeinde Schmidmühlen zu Ende.

Nach der mehrstündigen Rast wurde die Herde mit mehr als 800 Schafen am Abend schließlich durch den Ort in das Lauterachtal nach Ransbach getrieben.

 

 

siehe auch weiterer Bericht