Das Schloss von Winbuch
von Josef Popp (aus Mittelbayerischer Zeitung vom 27.08.2005)
Die Geschichte der einstmals
selbstständigen Gemeinde Winbuch lässt sich bis in das Jahr 1147
zurückverfolgen. Der Ort mit seinem kleinem Landschloss und der dazugehörigen
Schlosskapelle hatte seinen eigenen Adelssitz; es waren zu Beginn der
Winbuchner Geschichtsschreibung hohenburgische Ministerialien. Der erste
urkundlich nachweisbare Adelige war 1147 Lantfried de „Windebuch“, ihm folgte
(sein Sohn) Lantfried von Windebuch und 1185 Wolfrat von Windebuch. Im Jahr
1185 hatte sich der Ortsname schon geändert: einer der Adeligen, der auf dem
Schloss saß war Wolfram von Windbuch.
1335 verkaufte Otter der
Winbucher seinen Edelsitz zu Winbuch an die reichen Amberger Bürger Allhart und
Gebhart mit allem „Zugehör“ an Holz, Wiesen, Baumgarten und das Jungholz, das
ein Lehen von Kaiser Ludwig den Bayern war, um 16 Pfund Regensburger Pfennige.
Auch die Paulsdorfer hatten ein eigenes Gut in Winbuch, das Osanna Paulsdorfer,
„des alten Cunrad Paulsdorfer Tochter“, 1361 dem Kloster Endsorf für einen
Jahrtag verkaufte. Nach dem Geschlecht der Winbuchner kam Winbuch an das uralte
weit verzweige Geschlecht der Hausner, in deren Besitz Winbuch nahezu
vierhundert Jahre blieb.
Über den Ort Winbuch lässt
sich wenig aus früherer Zeit urkundlich nachweisen und berichten, weil die
einschlägigen schriftlichen Dokumente aus der Pfarr-Registratur zu Vilshofen in
das Klosterarchiv Ensdorf gebracht und von diesem in das Staatsarchiv nach
Mücnehn abgeführt wurden.
Winbuch ist im Jahre 1538zur
lutherischen Religion übergegangen, wurde aber im Jahre 1622 wieder katholisch.
In dieser Zeit errichtete man einen eigenen Gottesacker, der aber nicht länger
benützt wurde als bis zur Aufhebung des Luthertums. Der Gottesacker lag im
Süden der Kirche und war mit einer starken Mauer umgeben. Später diente er dem
Schullehrer als Garten.
Im Jahre 1622 regierte zu
Winbuch die Pest, so dass bis auf „etliche Personen“ der ganze Ort ausgestorben
war. Zu dieser Zeit beerdigten die Winbuchner ihre Toten auf dem Friedhof in
Vilshofen – kirchlich gehörte Winbuch wie auch ein Teil Schmidmühlen zur
Pfarrei Vilshofen -, wegen der Pestkrankheit aber verweigerten die Vilshofener
die Durchfahrt durch das Pfarramt. Die Winbuchner mussten sich einen anderen
Weg zum Friedhof suchen. Sie durften auch nicht ihre Pesttoten durch das
Haupttor tragen, sondern „sie mussten sich gegen Westen selbst eine kleine Thür
durch die Mauaer einbrechen lassen, weil der Gottesacker, die drey Kirchen ,
der Pfarrhof und das Schulhaus mit einer sehr starken und hohen Mauer umgeben
ist.“
Im Jahre 1845 beschrieb der
damalige Schulprovisor Georg Hummel in einer historisch-topographischen Schilderung
die „Hofmark Winbuch in der Oberpfalz und von Regensburg“:
Der Predigtstuhl, der sich an
der nördlichen Seite befindet, wurde im Jahre 1837 renoviert.
In der Kirche befindet sich
ein Grabstein aus Marmor mit dem Wappen der Hausner und folgender Aufschrift:
„Hier ruhen die Gebeine Deß Weyland Hochwol Edel gebohrnen Herrn Johann
JoachimHaußners von und zu Winbuch, welcher daselbst geohren den 24. Avo des
1622 jahrs, aus den Uhralten Häusern deren von Hausen und deren von
Mendelshofen Dessen Geschlecht sich vor 600 Jahren schon in Teutschland auf
Ritterliche Weise bekandt gemacht und seit 300 Jahren die Hoffmark Winbuch
bewohnet hat, nun alda mit Ihme seines Nahmens und Endtschaft erreichet den 30
Ibris des 1697 Jahr im 76. Seines Alters, Nicht ohne grosse bekümmernuß seiner
aus Erster Ehe von Fr. Claren Rümlin von Zant hinterlassenen Töchtern, als
nemlich Frau va Teuflin von Pürkensee, und Frau Maria Magdalene von Seide.,
welchem auf diesem Stein denen Sterblichen dieses zum Exempel hinterlasse der
zeitlichen Vergänglichkeit worauff du lieber Leser dem seelig Verstorbenen
wollest enwünschte die ewige Vollkommenheit.“ (Avo= August; Ibris
kommt aus dem Französichen und heißt in etwa, den 10. Teil des Jahres, also
Oktober)
Als einer der „Ruhmreichen“
Besitzer der Hofmark Winbuch gilt Georg Freiherr von Aretin, geboren am 29.
März 1771 in Ingolstadt. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder studierte er in
Heidelberg. 1793 erhielt er die Stelle eines Rentdeputationsrates in Neunburg. 1796
wurde er Hofkammerrat und Straßendirektor in den Herzogtümern der Oberpfalz,
Sulzbach und Amberg. Nach seiner Beförderung 1799 zum Direktor der 4.
Deputation zeichnete er verantwortlich für Forst-, Bau- und
Kulturangelegenheiten. Ab 1802 war er Mitglied der zur Verbesserung des
Steuerwesens in Amberg niedergesetzten Kommission. 1806 wurde er Wasserdirektor
in Tirol und 1808 zum Generalkommissär des Eisacktales befördert. Bei der im
Frühjahr 1809 ausgebrochenen Insurrektion wurde er mit anderen bayerischen
Staatsbeamten nach Klagenfurt und von da nach Fünfkirchen deportiert und
endlich zu Pressburg gegen den bekannten Freiherrn von Lebzelten ausgetauscht.
Im Jahre 1813 und 1816 erfolgte die Ernennung zum Inspektor der Landwehr und
Regenkreis. Seit dieser Zeit widmete er sich ausschließlich den Künsten,
Wissenschaften und Landwirtschaft.
Winbuch und Greining wurden
1962 in die Pfarrei Schmidmühlen umgegliedert. Unter dem letzten Bürgermeister
Johann Feuerer erfolgte am 1. Juli 1972 die Eingemeindung nach Schmidmühlen.
Galching wurde am 1.1.1974 eingemeindet.
Die
Besitzer und Adelsleute der Hofmark Winbuch: 1147 Lantfried de „Windebuch“ 1184 Lantfried de „Windebuch“ 1230 Hartleb und Ernst von
Windbuch Friedrich von Windbuch Otto der Winbucher 1335 dessen Sohn Otto 1358 Chunrad meingotz 1382 Ulrich Hausner zu
Winbuch 1411 Hans Hausner zu Winbuch 1456 Stefan Hausner zu
Winbuch und Rieden 1482 Heinrich Hausner von
Winbuch und Rieden (Richter in Ensdorf) 1552 Mattes und Peter
Hausner zu Winbuch 1562 machten beide eine
Erbteilung 1573 die minderjährigen
Brüder Hans und Georg Hausner und ihre Vormünder Wolf Teufel von Pirkensee
und Hans Oberstätter zu Dietldorf 1600 Georg Hausner 1614 Hans und Bartlmä
Hausner 1632 Ludwig Bartlmä Hausner 1655 Hans Joachim Hausner 1699 Gotzfried Ludwig Seydel Johann Adam Teufel 1702 Konrad Thomas Rummel 1711 Hans Wolfgang von
Teufel 1737 Siegfried Gottlieb
Teufel 1786 Henriette Teufel um 1845 Georg Freiherr von
Aretin |
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So präsentiert sich das Winbucher Schloss im Jahr 2005 |
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Die Schlosskapelle, die Filialkirche St. Bartholomäus |