Das Zieglerschloss
von Josef Popp (aus Mittelbayerischer Zeitung vom 03.09.2005)
Neben dem Oberen Schloss, dem
Hammerschloss als früheren Adelssitze gibt es auch das Zieglerschloss, das
jüngste unter den drei Schlössern in Schmidmühlen. Es wurde 1757 nach dem
Vorbild eines französischen Landschlösschens erbaut. Das Zieglerschloss – und
damit unterscheidet es sich von allen anderen Schlössern in der Gemeinde
Schmidmühlen – war kein Adelssitz.
Mit dem Zieglerschloss selbst
untrennbar verbunden ist der Erbauer, Johann Georg Felnser. Mit seinem
Lebenswandel und dem Bau des Zieglerschlossesschrieb er Zeitgeschichte. Die
Familie Felsner stammte aus Kastl. Der Ziegler Johann Felsner siedelte im Jahr
1668 von Kastlnach Schmidmühlen. Der Grund hierfür war seine Verheiratung mit
der Schmidmühlner Bierbrauerstochter Anna Johann Kolb. Er starb 1718. Sein Sohn
Balthasar (als viertes von acht Kindern 1697 geboren) vermählte sich mit der
Bürgerstochter Elisabeth Riedhammer. Dieser Ehe entspross Johann Georg, der
spätere Erbauer des Schlosses. Taufpate war der Papiermachter Georg
Mittelstraßer von den Vischbachschen Papiermühle.
Im Alter von 16 Jahren verließ
Felsner sein heimatliches Schmidmühlen, durchwanderte halb Europa, vor allem
aber Frankreich. Dort erlernte er die Kunst der Schnupftabakdosenfertigung.
Diese Dosen waren seinerzeit ein für jedermann unentbehrliches Gerät. Im Jahre
1757, knapp 30-jährig kehrte er nach Schmidmühlen zurück, den Kopf voller Pläne
und Ideen.
Im gleichen Jahr begann er
mit dem Bau des „Zieglerschlosses“. Die reinen Baukosten beliefen sich auf 18
000 Gulden, eine für jene Zeit außerordentlich hohe Summe. Das Zieglerschloss
war damals eine wahre Zierde, bis es von einem Großbrand weitgehend vernichtet
wurde. Von dem Gebäude blieb nichts als das Mauerwerk stehen.
Im Schloss selbst wurden nie
Tabakdosen gefertigt. Die Fabrik stand im Brunnlett. Hier beschäftigte Felsner
anfangs etwa 50 Arbeiter, später etwa 20. Diese große Anzahl von Arbeitnehmern
zeigt, wie bedeutend dieser Handwerksbetrieb damals war. Die Herstellung der
Felsnerschen Tabakdosen geschah nach einer geheim gehaltenen Methode, die er
aus Frankreich mit gebracht hatte. Dank seiner Tüchtigkeit und Vielseitigkeit
entwickelte sich die Schmidmühlener Produktion zu einer beachtlichen Konkurrenz
für seine französischen Lehrmeister. Das veranlasste einen von diesen, Felsner
eine Kiste zukommen zu lassen. Nichts Gutes ahnend ließ er die Sendung durch
einen Schlosser am Boden öffnen. Und das war gut, denn sie enthielt mehrere
geladene Pistolen, die sich beim Öffnen des Deckels entladen hätten.
Für das Schloss selbst kam es
am 26. November des Jahres 1896 zu einer Katastrophe: Es wurde von einem
Großbrand heimgesucht. Da das Schloss nach alten Erzählungen an allen Ecken und
Enden brannte, vermutete man Brandstiftung. Die Entstehung des Brandes konnte
selbst durch polizeiliche Ermittlungen nie geklärt werden. Der Bayerische Volksbote
berichtete in seiner Ausgabe vom 3. Dezember 1896: „Am 26. des letzten Monats
morgens um 5 ½ ist dieses Schloss, eine Zierde des Marktes, ein Raub der
Flammen geworden. Dasselbe brannte fast zur gleichen Zeit an allen Ecken und
Enden, was die Vermutung einer Brandstiftung großen Raum lässt. Von dem schönen
Gebäude blieb nichts mehr stehen als das Mauerwerk.“ Der Feuerschein selbst war
weit bis in das Lauterachtal hinauf zu sehen.
Von seinem einst ansehnlichen
Vermögen war nichts mehr vorhanden. Das Zieglerschloss mit Ziegelhütte und
Ziegelofen erwarb Felsners Schwager Leonhard Hofmann. Die Mittel dazu dürfte
Felsners Besitznachfolger wohl dadurch gewonnen haben, dass er das wohl
gehütete Betriebsgeheimnis 1794 an einen Lederfabrikanten Fleischmannaus Amberg
verkaufte, der die Fabrikation dorthin verlegte und etwa 20 Jahre lang jährlich
etwa 24 000 Tabakdosenmit großem Gewinn verkaufte. Mit diesem Verkauf endet
auch die Ära der Familie Felsner und die der Gewinn bringenden
Schnupftabakdosenfabrikation in Schmidmühlen. Das Zieglerschloss selbst
befindet sich sei mittlerweile vier Generationen im privaten Familienbesitz.
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Das Zieglerschloss im Jahr 2005 |