Markt Schmidmühlen bereitet sich auf 1000 – Jahr – Feier vor ;

Erste konkreten Ergebnisse – Erasmus Grasser wird wichtige Rolle spielen (08.05.2009)

 

von Josef Popp

 

 

Erasmus Grasser und seine Moriskentänzer sollen wieder zum Leben erweckt werden.

In einem geschichtlichen Vortrag von Kreisheimatpfleger Dieter Dörner soll die Geschichte des Schmidmühlener Hammers beleuchtet werden- Symbol ist hier das Hammerschloss

 

Die Vorbereitungen zur 1000 – Jahr – Feier sind nun mittlerweile im vollen Gange. Dieses stolze Jubiläum der urkundlichen Erstnennung kann der Markt im kommenden Jahr feiern. In den letzten Wochen trafen sich alle Arbeitskreise – diese sind mit Bürgern, Vertretern des Marktrates und der Marktverwaltung besetzt – zu ihren konstituierenden Sitzungen zusammengekommen und haben ihre Arbeit aufgenommen. Der Ausschuss für Kulturarbeit, Tourismus und Freizeit des Marktrates hat die Koordination übernommen, hier laufen alle Fäden zusammen.

Für das erste Halbjahr hat man bereits ein festes Konzept, an dem aber sicher in den nächsten Monaten noch gefeilt wird. Bereits im Vorfeld war klar, dass man diese Jahrtausendfeier nicht mit einem einzigen Festwochenende abhandeln will. Vielmehr sollen alle Facetten des Marktes und der Heimatgeschichte gezeigt und herausgearbeitet werden. Vielfältig ist die Heimatgeschichte und genauso vielfältig ist das jetzige Vereins- und Kulturleben. Primäres Ziel ist das positive Selbstbild der Bürger und der Gemeinde zu stärken.

Das Jubiläumsjahr soll eine bunte Mischung aus Kultur und Brauchtum, Besinnung auf die christliche Geschichte und Werte, aber auch mit einer kräftigen Portion „barocker Lebensfreude“ sein. In vielen Bereichen sind bereits konkrete Pläne für das Jubiläum. Auftakt wird am 15. Januar mit einem Festakt sein. Eine Vortragsreihe zur Heimatgeschichte: Vorgeschichte / Kelten, Mittelalter / Eisenhämmer und neuere Geschichte / Erschließung mit Eisenbahn schließen sich an. Die Fastenzeit soll dazu dienen, die Kirchengeschichte in den Mittelpunkt zu stellen.

Am Ostermontag jährt es sich im kommenden Jahr zum 55. Mal, dass gefangene KZ – Häftlinge durch Schmidmühlen zogen. Beim Einsturz eines Stadels kamen hier  KZ – Häftlinge ums Leben. (Siehe Hintergrundbericht). Einige Häftlinge wurden auf der Flucht erschossen. Dieser Häftlinge wird der Markt und die Pfarrei beim Ostermontaggottesdienst und mit einer würdigen Veranstaltung an der Gedenktafel im Friedhof erinnern.

Am 2. Mai ist die Feuerwehr Gastgeber für die umliegenden Feuerwehren beim Florianstag, zugleich feiert man das 140 jährige Bestehen.

Ganz im Zeichen von Erasmus Grasser steht der Mai. Hier soll in der ersten Maihälfte ein Open air Schauspiel über Erasmus Grasser zur Aufführung kommen. Hierzu sollen in Schmidmühlen Grassers Historie und seine Moriskentänzer wieder zum Leben erweckt werden. Dieses Projekt wird sicher eines der spannendsten Projekte im kommenden Jahr werden.

Einen wichtigen Schritt hat der Marktrat nach einer entsprechenden Empfehlung durch seinen Kulturausschuss gemacht: In seiner letzten Sitzung beschloss er den Ankauf von 1 : 1 - Duplikaten der Moriskentänzer für das Heimatmuseum. Vom 11. bis 13. Juni wird der Heimat- und Volkstrachtenverein sein Vereinsjubiläum mit einem großen Gautrachtenfest feiern. Geplant ist am 17. Juni ein öffentliches Gelöbnis der Bundeswehr in Schmidmühlen.

Das darauf folgende Wochenende ist bereits auch mit einer Veranstaltung unter anderem der Kirwagemeinschaft, der Raiffeisenbank Unteres Vilstal und einem Kinder- und Jugendtag verplant. Das Jubiläumsfest zur 1000 – Jahr – Feier wird schließlich vom 25. bis 27. Juni sein. Hier arbeiten drei Arbeitskreise an der Vorbereitung. Für das zweite Halbjahr werden in den nächsten Monaten noch die Veranstaltungen geplant. Fest steht hier im Oktober / November eine Veranstaltungsreihe zum Thema Ökologie.

 

Schmidmühlen im Spiegel der Geschichte

Fest hat sich bei den älteren Bürgern von Schmidmühlen ein Ereignis im Gedächtnis festgesetzt und kann immer wieder so erzählt werden als sei es gestern erst gewesen: das Eintreffen der KZ – Häftlinge aus Hersbruck am 3. und 4. April 1945. Auf der Fochtnerwiese – der heutigen Flutmulde - wurden ein Sammelplatz für die Gefangenen eingerichtet.

Alle Häftlinge hatten kahlgeschorene Köpfe, gestreifte Anzüge und Holzschuhe. Ein Großteil der Häftlinge zog am 5 April über das Vilstal wieder ab. Alle Pferdefuhrwerkbesitzer wurden von der SS unter Zwang verpflichtet, die nicht mehr gehfähigen Häftlinge bis zur nächst größeren Ortschaft zu fahren. Mancher von den Schwerkranken wurde während des Marsches erschossen und im nächsten Acker oder Graben verscharrt. Eine Abteilung von 227 Mann blieb zurück und wurde auf der Knauer- und Espachwiese sowie in zwei Stadeln am Lauterachweg untergebracht. In der Nacht vom 5. und 6. April setzte Regen ein. Die abgemagerten und frierenden Häftlinge suchten alle Schutz in der alten Scheune.  Da passierte das Unglück: Aufgrund der Überbelastung brach das Gebälk durch. Am nächsten Tag wurden acht Tote in der Wiese begraben. Nach der Besetzung Schmidmühlens wurden die KZ – Häftlinge von ihren Peinigern befreit Sie wurden im Schulhaus und im ehemaligen Gasthaus „Goldener Anker“ untergebracht. Die Bevölkerung musste Decken, Matratzen und sonstige Gegenstände liefern. Tragisch - Im Schulhaus starben noch sieben befreite Häftlinge, da sie die reichliche Nahrung nicht vertrugen.  Im Friedhof Schmidmühlen wurden 17 ehemalige Häftlinge begraben. Die in der Wiese verscharrten Toten wurden nach Kriegsende exhumiert und im niederbayerischen Vilshofen endgültig beigesetzt.